Quelle: Petra Rügheimer, Freies Wort Lokalausgabe Hildburghausen, Suhler Verlagsgesellschaft mbH &

Im Milchkuhstall in Schackendorf läuft auch in der letzten Nacht des Jahres alles so ab, wie an allen anderen Tagen des Jahres. Fast jedenfalls...

40 Kühe auf einmal passen auf das Melkkarussell in Schackendorf. Fast sieht es so aus, als würden die Tiere die kleine Rundfahrt richtig genießen. Fotos: ehrlichbild.com

Schackendorf - Milch macht müde Männer munter, besagt eine alte Weisheit. Und es steht zu befürchten, dass einige nach einer wilden Silvesternacht gestern jede Menge davon benötigt haben, um wieder so richtig auf die Beine zu kommen. Ganz selbstverständlich greifen wir inzwischen in den Kühlschrank und holen uns die Milchtüte oder -flasche heraus. Kaum einer macht sich noch Gedanken darum, wie viel Aufwand es eigentlich bedarf, bis so ein Liter Milch endlich im Regal des Supermarkts angekommen ist.

Größter Milchproduzent

Die Milchland GmbH Veilsdorf, Sitz Schackendorf, gehört mit ihren 1500 Milchkühen zu den größten Milchproduzenten der Region. Von den Tieren sind stets und ständig so zwischen 1200 und 1300 täglich zu melken. Auch in der Silvesternacht ist das so. Wenn wir alle im Kreise unserer Lieben gemeinsam mit Freunden ins neue Jahr hineinfeiern, ist im Milchkuhstall Schackendorf eine volle Besatzung am arbeiten. Vielerlei ist zu tun. Das Melkkarussell muss vorbereitet werden, gefüttert werden die Kühe ebenfalls nochmal. In einer "Sonderabteilung" des Stalls finden sich immer etliche Kühe, die gerade nicht an der Milchproduktion beteiligt sind - aus verschiedensten Gründen hat sie der Tierarzt für kurze Zeit vorsorglich aussortiert. Auch sie müssen gefüttert und besonders gut betreut werden, ebenso die jüngsten Familienmitglieder, die Kälbchen.

Inge Grieser hat in der Silvesternacht deren Betreuung übernommen, die immer besonders liebevoll sein soll. Und noch eine Aufgabe hat die Inge mit einer weiteren Kollegin übernommen. Sie bereiten in der Küche einen kleinen Imbiss für die ganze Schicht vor - auf dem bereits schön gedeckten Tisch stehen heute, ausnahmsweise und aus gegebenem Anlass, auch Sekt und ein wenig Knabbergebäck. Ganz an ihnen vorbeigehen soll diese Silvesternacht ja doch nicht, da sind sich die sieben Kolleginnen und Kollegen der Schicht einig. "Angestoßen wird um Mitternacht auf jeden Fall", sagt auch Karin Löffler, die ansonsten gemeinsam mit ihrem Mann Willi die Silvesternacht am Melkkarussell verbringen wird.

Es herrscht gespannte Aufmerksamkeit im Stall, aber zugleich auch eine angenehme Ruhe. Offenbar strahlen die Tiere diese Ruhe aus, die man in dieser aufregenden und nicht gerade leisen Nacht gut gebrauchen kann. Die Milchkühe kennen das Karussell ganz genau, steigen ganz gelassen auf und nehmen auch gleich die richtige Position ein. Bevor die Melkmaschine am Euter angeschlossen wird, sorgen die Mitarbeiter dafür, dass jede einzelne Zitze steril sauber ist. Dann kann's losgehen, die Milch fließt, das vorher prall gefüllte Euter entlässt seine wohlschmeckende Flüssigkeit Liter um Liter in die "Milchpipeline".

Kaufverhalten entscheidet

Neben den Löfflers und Inge Grieser gehören zur Silvesterschicht noch Heike Dreßel, Ramona Meyer, Karin Christ und Jörg Ostroga. Worauf werden sie anstoßen nachher, in einer knappen Stunde, wenn es das neue Jahr zu begrüßen gilt? Natürlich erst einmal auf das übliche: Glück, Gesundheit, Frieden und alles, was rund um die eigene Familie als Schutzwall aufgebaut werden kann. Jeder hat sicher noch ganz eigene, geheime Wünsche, wie jeder von uns. Aber, naja, wenn sie an ihre Arbeit als Milchbauern denken und das alte, das ablaufende Jahr Revue passieren lassen, dann war das nicht gerade berauschend. "Es kann nur besser werden", sagt Karin Löffler.

Heike Dreßel war mit weiteren Kollegen am Melkkarussell eingesetzt in der Silvesternacht. Bis zum frühen Morgen brauchten sie, um alle Tiere zu melken.

Wir haben darüber gesprochen, dass Milch und Milcherzeugnisse in anderen Ländern mehr geschätzt werden, wenn man sich den Preis betrachtet, den die Bauern damit erlösen. Das Drei- bis Vierfache kostet ein Liter Milch beispielsweise in Kanada, wo zwar die Landwirtschaft insgesamt weniger subventioniert, aber dafür auch weniger dirigiert und vor allem ehrlicher bezahlt wird.

Das freilich sind am Ende Vergleiche, die immer irgendwo hinken, aber wir alle können ein wenig dazu beitragen, Veränderungen im Agrarsektor herbeizuführen - mit unserem Kaufverhalten. Statt viele möglichst spottbillige Lebensmittel zu kaufen, die dann auch noch zu einem Drittel in der Abfalltonne landen, sollten wir lieber Produkte aus der Heimatregion mit guter Qualität den Vorzug geben. Das wäre doch auch ein guter Vorsatz für 2010, oder? Und unseren Landwirten könnte das auf lange Sicht ein wenig helfen beim Kampf um faire Preise für ihre guten Waren.

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