Quelle: Wolfgang Swietek, Freies Wort Lokalausgabe Hildburghausen, Suhler Verlagsgesellschaft mbH & Co
Trotz widriger Bedingungen zeigten die Aktiven beim 8. Südthüringer Regionalentscheid im Leistungspflügen, was in ihnen steckt.
Schnurgerade muss die Furche sein, auch bei Regen. Fotos: W.Swietek
Heßberg - Schon einmal hatten die Organisatoren dieses Leistungsvergleiches einen Termin angesetzt. Doch der erste Anlauf im August war buchstäblich ins Wasser gefallen. Der Starkregen hätte faire Bedingungen für die Landwirte nicht ermöglicht. Und auch der zweite Versuch am Samstag stand unter keinem guten Stern. Nach einer Woche herrlichem Spätsommerwetters kam - wie voraus gesagt- am Samstagmorgen der Regen, der auch während der gesamten Wettkampfzeit anhielt. Doch einen nochmaligen Aufschub wollten die Verantwortlichen der Landwirtschaftsämter aus Hildburghausen und Bad Salzungen, die im Wechsel den Südthüringer Regionalentscheid im Leistungspflügen ausrichten, nicht riskieren.
Wenn auch nicht gerade einfach, so waren die Bedingungen doch für alle Aktiven gleich. Und so stand einem spannenden Wettkampf nichts mehr im Wege.
Gastgeber und Ausrichter dieser achten Auflage war die Milch-Land GmbH Veilsdorf, die auch dankenswerter Weise die Flächen zur Verfügung gestellt hatte. Mit im Boot waren neben den beiden Landwirtschaftsämtern auch die Kreisbauernverbände Hildburghausen, Sonneberg, Schmalkalden-Meiningen und Eisenach/Bad Salzungen sowie die Thüringer Pflügergemeinschaft e.V.. Auf mehrere Schultern verteilt, waren alle Voraussetzungen gegeben, eine Veranstaltung dieser Größenordnung zu organisieren.
Eine Neuerfindung ist dieser Leistungsvergleich indes nicht. Die Tradition reicht lange zurück, erinnern sich die älteren Landwirte.
Lange Tradition
"Schon in unserer Jugendzeit haben die Traktoristen ihre Kräfte gemessen", sagt Gerhard Wolfschmidt aus Poppenhausen. "Innerhalb einer LPG war die zahlenmäßige Beteiligung oft größer als jetzt von ganz Südthüringen." Obwohl längst im Rentenalter, ist er auch dieses Mal wieder nach Heßberg gekommen, weil ihn die weitere Entwicklung in der Landwirtschaft nach wie vor brennend interessiert.
Und die ist enorm, wie schon die bereitgestellte Technik der heutigen Traktoristen zeigte. Vorbei die Zeit, wo an einer einfachen Zugmaschine ein Pflug hing. Hightech sowohl in den fahrbaren Ungetümen wie in den angekoppelten Dreh- oder Beetpflügen. Während die Besucher diese Technik bestaunten, saßen die Akteure schon beim ersten Prüfungsteil - der Theorie. 20 Fragen hatten sie zu beantworten, knifflige Themen darunter. Wer diesen Fragebogen richtig ausfüllen wollte, der musste sich schon auskennen in seinem Fach. Eine Herausforderung dann auch der praktische Teil, zumal bei diesen schwierigen Bedingungen. Zwar sitzen die Traktoristen in ihrer regensicheren Kabine, doch zum einen müssen sie beim Nachmessen der Furchentiefe ja aussteigen. Und wenn der lehmige Boden sich durch den Regen in eine Piste verwandelt hat, die glatt wie Schmierseife ist, dann sind schon Fahrkünste der besonderen Art gefordert. Jedes Schlingern der Zugmaschine überträgt sich auf den Pflug, und die geforderten schnurgeraden Furchen sind dann kaum noch möglich.
Michael Gottschling von der Milch-Land GmbH Veilsdorf kam in der Kategorie Drehpflug auf den 1. Platz.
Einem erfahrenen Hauptschiedsrichter wie Jochen Reum von der Agrargenossenschaft "Moorgrund" Gumpelstadt und seinen Mitstreitern entgeht dabei nichts. Peinlich genau vermerkten sie jede Kleinigkeit in ihren Protokollen. Die zahlreichen Zuschauer, die trotz des Regens gekommen waren - in einer ländlich geprägten Region haben Leistungsvergleiche in der Landwirtschaft eben einen hohen Stellenwert - bestaunten die Leistungen der Akteure, feuerten die Vertreter ihrer eigenen Gemeinden an. Der Heimvorteil dürfte jedoch nicht die Ursache gewesen sein, dass am Ende in beiden Kategorien die Sieger aus dem Landkreis Hildburghausen kamen. Gunter Lindner von der Versuchsstation Heßberg zum Beispiel, der in der Kategorie Beetpflug siegreich war, gehört seit Jahren zu den Besten seines Faches, stand bei mehreren Leistungsvergleichen schon ganz oben auf dem Siegertreppchen.
Als Azubi gut behauptet
Auch in der Kategorie Drehpflug kommt der Sieger aus dem Landkreis. Michael Gottschling von der Milch-Land GmbH Veilsdorf unterlief kaum ein Fehler, er ließ sich von seinen Mitbewerbern den Sieg nicht streitig machen. Auch wenn nicht mit Siegeslorbeer gekrönt, wurde bei der abschließenden Siegerehrung die Leistung von Robert Stößel besonders gewürdigt. Als einziger Azubi - er erhält derzeit im dritten Lehrjahr in der Milch-Land GmbH seine Ausbildung - hatte er sich der Konkurrenz der Erwachsenen gestellt und sich achtbar geschlagen.
Die Sieger Gunter Lindner und Michael Gottschling werden Südthüringen beim bevorstehenden Landeswettbewerb vertreten. Der Leiter des Landwirtschaftsamtes Hildburghausen, Bernd Leidenfrost, und Peter Leicht vom Thüringer Ministerium für Landwirtschaft wünschten den beiden dazu viel Erfolg, gratulierten aber auch den Zweit- und Drittplatzierten herzlich. "Auch für die Landwirtschaft gilt: Intelligenz ist ein entscheidender Wirtschaftsfaktor", hatte Peter Leicht die Bemühungen um einen hohen Wissens- und Leistungsstand der Landwirte begründet. Auch den vielen Akteuren, die das Rahmenprogramm gestaltet hatten, wie die Riether Blasmusik und der Singertaler Blasmusikverein, die Trachtentanzgruppe Veilsdorf und der Heimatverein Heßberg, um nur einige zu nennen, wurde herzlich Dank gesagt.
Die weiteren Ergebnisse: In der Kategorie Beetpflug kam Roy Schäfer von der Thüringer Zuchtgenossenschaft "Rind" e.G. Ernstroda auf Platz zwei, Platz drei belegte Jörg Lewin von der Amber-Bäuerliche Aktiengesellschaft Hohenkirchen. In der Kategorie Drehpflug ging Platz zwei an Frank Dietrich von den Landschaftspflege-Agrarhöfen Kaltensundheim/Rhön, Platz drei an Silvio Sakowski von der Amber-Bäuerliche Aktiengesellschaft Hohenkirchen.