Quelle: Freies Wort Lokalausgabe Hildburghausen, Suhler Verlagsgesellschaft mbH & Co

Milchland GmbH kann sich die Lehrlinge auch heute noch aussuchen / 22 Bewerbungen für 2009

Veilsdorf - Die Zeiten haben sich geändert: Die Schülerzahlen sind deutlich zurückgegangen. Den Bewerberansturm gibt es in vielen Betrieben längst nicht mehr.

Die Milchland GmbH Veilsdorf indes kann nicht klagen. "Vor Jahren hatten wir jährlich 40 bis 50 Bewerber", sagt Geschäftsführer Silvio Reimann. "Diese Zahlen werden heute zwar nicht mehr erreicht, doch immerhin haben sich auch 2009 wieder 22 junge Leute für den Beruf des Landwirtes beworben". Der Betrieb ist also weiterhin in der komfortablen Lage, auswählen zu können. Und das hat seinen guten Grund.

Nicht nur unter den Schulabgängern, auch unter den Eltern hat sich inzwischen längst herumgesprochen, dass das Agrarunternehmen eine Top-Ausbildung gewährleistet und den Jugendlichen viel mit auf den Weg gibt. Wie einst zu DDR-Zeiten in fast allen Betrieben üblich leistet sich die Milchland GmbH auch heute noch einen Lehrausbilder. Wolfram Mertz betreut seit Jahren die Lehrlinge.

Durchschnittlich 15 Azubis

Bis zu 15 Azubis hat das Unternehmen im Schnitt. "Sich um alle zu kümmern, das geht nicht nebenbei", sagt er. So jedenfalls die Philosophie der Unternehmensleitung. Anderenorts wird für den Nachwuchs nicht so viel Mühe aufgebracht. "Da werden die jungen Leute in den Melkstand gesteckt und fertig", wissen Insider.

Arbeiten müssen die angehenden Landwirte in der Milchland GmbH freilich auch, doch darüberhinaus wird ihnen viel Wissen und Erfahrung geboten. Da gibt es nicht nur den Durchlauf durch alle Bereiche oder die Stunden im Lehrkabinett, sondern auch mal den Besuch von Tierschauen oder Messen. "Das kostet viel Aufwand und Geld", sagt Geschäftsführer Reimann. Nimmt man allein den Lohn für Lehrlinge und Lehrausbilder zusammen, stehen jährlich um die 150 000 bis 200 000 Euro an Kosten zu Buche. Doch das ist es nicht alleine, was der Betrieb in den Nachwuchs steckt.

Werden Klassen durch den Betrieb geführt, kostet dies ebenso wertvolle Arbeitszeit der Fachleute. "Trotzdem machen wir das gerne", sagt Wolfram Mertz, der auch in diesen Maitagen wieder mit Drittklässlern der Grundschule Veilsdorf eine Heimatkunde-Stunde bestritt. Schließlich behandeln die Mädchen und Jungen gerade das Rind im Unterricht. Und was lag da für Lehrerin Heike Meyer näher als ein Besuch im Agrarbetrieb. Schließlich hat sie einst hier selbst Produktionsunterricht gehabt und sogar den Melkerpass abgelegt.

Wolfram Mertz hat genug Erfahrungen, um die Mädchen und Jungen zu aufmerksamen Zuhörern zu machen. Dass eine Kuh Milch gibt, haben sie freilich schon gewusst. Dass man sie aber auch für den Kuhfotografen stylen kann oder wie man einen verschluckten Nagel im Kuhmagen dingfest macht, das war für die Drittklässler spannend und neu. Und Mertz ist sich sicher: "Bestimmt sehen wir den einen oder anderen irgendwann mal im Praktikum wieder."

Das nämlich gilt als das Erfolgrezept des Betriebes in Sachen Nachwuchsgewinnung. "In den letzten Jahren hatten wir keinen Lehrling, der nicht als Praktikant bei uns war", sagt Geschäftsführer Reimann. Und das hatte positive Folgen. "Wir lassen die Jugendlichen schließlich nicht eine Wochen lang den Hof kehren."

Kooperationsvereinbarungen

Zu den Regelschulen in Veilsdorf und Eisfeld gibt es Kooperationsvereinbarungen. "Manch anderer Betrieb hat hingegen nur gejammert, weil die Jugendlichen fehlten bzw. zu schlecht waren", weiß Reimann. "Man muss mit den jungen Leuten eben arbeiten". Der Chef des Agrarbetriebes räumt allerdings auch ein, dass erst in den letzten drei Jahren auf Grund des eigenen Personalbestandes Leute übernommen werden konnten. Vorher sei dies nicht möglich gewesen. "Aber wir haben gute Ausbildung vermittelt und somit etwas getan für das Image der Landwirtschaft."

Auch im Hildburghäuser Landwirtschaftsamt weiß man den Betrieb als zuverlässigen Ausbilder zu schätzen. "Die jahrelange Arbeit und die Mund-zu-Mund-Propaganda tragen Früchte", sagt Ausbildungsberaterin Birgit Dietz. Jährlich bis zu 25 junge Leute begannen bislang in den Kreisen Hildburghausen und Sonneberg eine Ausbildung zum Tier-, Land-, Pferde- oder Fischwirt. Im vergangenen Jahr waren es sogar 28. Diese hohe Zahl wird dieses Jahr auf Grund der angespannten Situation in der Landwirtschaft vermutlich nicht wieder erreicht.

zurück zur Auswahl